Salvete Amici,
der (kleine) Primus unseres Ludus, der Pumillus Praezeps – jähzorniger Zwerg, wurde XL. Das ist ein guter Anlass, um ein wenig in unseren Bildersammlungen zu stöbern und dabei sind wir auf drei wunderschöne Abbildungen gestoßen.
Als erstes kam uns eine Figur eines boxendenden Zwerges (Abb. 1) unter, der zwischen dem 1.Jh. vor und dem 1.Jh. nach Chr. datiert wird. Hier hätte unsere Suche fast geendet aber unsere Datenkrake fand erst einen weiteren Zwerg im Pankrationskontext (Abb. 2) und schlussendlich, in einem Antikenblog[1], einen göttlichen Hahn mit einem auffällig kleinen Pfleger (Abb. 3). Bei genauer Betrachtung könnte man eine provokative Art unterstellen. Da wussten wir, dass wir die Vorlage für unseren aktuellen Anlass gefunden hatten. Also wurde von unserem Kunstschmied eine entsprechende Interpretation angefertigt. Hierzu muss man wissen, dass der Lanista und Pumillus seit 14 Jahren gemeinsam trainieren und kämpfen. Dabei hat sich eine gewisse Konkurrenz eingestellt und diese Konkurrenz sollte eingefangen werden. Diese Interpretation zeigt sich in der schlussendlichen Motivwahl. Dieses Motiv soll natürlich die neue Pectorale von Pumillus zieren. Hierbei sei erwähnt, dass die alten Riesenpectoralen von Pumillus und Pullus aus der Schmiede Krondac durch noch bessere „geschichtsnahe Interpretationen“ ersetzt werden sollten und nun auch sind.
Die Pectorale ist ähnlich dem Modell von Pullus[2] und basiert auf demselben Luduswissensstand. Aber wieder haben wir ein wenig experimentiert. Diesmal war die Haltekonstruktion das Objekt der Untersuchung. Wir wissen vom Tiberrelief, dass die Riemen gekreuzt sein konnten. Dies haben wir wieder übernommen und den Kreuzungspunkt diesmal mit einer Lederführung mit Metallbeschlag stabilisiert. Die Lederführung haben wir gewählt, da uns keine Funde von solchen Riemenführungen bekannt sind. Das kann mit einem verrottbaren Werkstoff erklärt werden. Zusätzlich sind wir von den vier 45° Winkeln
an der Riemenbefestigungen zu Gunsten von 2x 90° und 2x 0°-Winkeln abgewichen. Hier nähern wir uns im Ergebnis der Optik des Reliefs im Thermenmuseum Rom (vgl. Abb.9) an. Durch diese kleine Änderung liegt die Pectorale flacher an der Brust des Trägers an (und weniger auf dem Bauch -auf) und die Riemen legen sich in unserem Fall glatter an den Körper. Es sei erwähnt, dass die Lederarbeiten wieder von unserem Mann für das Leder „Mons“ angeleitet und ausgeführt wurden. Die Lederfarbe wurde nach der Arenafarbe von Pumillus in grün ausgewählt.
Die Pectorale haben wir vorgebohrt und mittels kleiner aufgenieteter Bronzeverzierungen wurde das Leder im oberen Teil befestigt. Hier haben wir uns für Messingrollschnallen entschieden, um die Abnutzung des Leders zu minimieren und aus Gründen der Schweissbeständigkeit. Im unteren Teil wurde das Leder direkt auf die Pectorale genietet.
Das Ergebnis ist diese wunderschöne Pectorale, die eine lange Geschichte zusammenfasst.
Valete euer Lanista Pullus und Meister Mons
[1] https://ancientimes.blogspot.com/2020/11/alectryomancy-and-sacred-rooster.html
[2] https://www.gladiatorenschule-berlin.rocks/?page_id=4228