Sportlich waffenlos und historisch gerüstet
Werkstatt mit Adam Nawrot
Mein Thema ist immer die Verbindung von Sportwissenschaft und Geschichte gewesen.
Das bedeutet es ging mir nie nur, um die Rekonstruktion einer Technik aus einem Mittelalterlichen Fechtbuch, so wie der Verfasser sie gern gesehen hätte. Es ging mir immer auch darum, den Kampf in all seinen Spielarten zu betrachten, also auch der sportlichen. Rekonstruktion ist interessant, aber könnte sie von sportwissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren?
Innerhalb der letzten Einhundert Jahre haben wir in vielen Sportarten immense Entwicklungen gesehen. Technisch wurden Quantensprünge vollzogen. Je komplexer die Sportart, desto größer die Entwicklung. Können wir Methoden aus diesem erarbeiteten Wissensschatz der Sportwissenschaft auch für den antiken oder mittelalterlichen, aber trotzdem sportlichen Wettkampf inkorporieren?
In der Praxis benutze ich dazu zwei waffenlose Kampf-Sportarten, die schon in der Antike die Grundlage des Kampfes darstellten: Boxen und Ringen. Historisch betrachtet kann man antiken „sportlichen“ Kampf wohl kaum ohne diese zwei Grundpfeiler betrachten. Sportwissenschaftlich möchte ich aufzeigen, wie ein Training der Prinzipien des Boxens, seines Distanzgefühls, des nah am Gegenüber Arbeitens, übertragbar sind auf viele andere Arten des Kampfes. Gerade den mit kurzen Waffen. Und wie wichtig es ist, die Angst vor der Waffe oder der Faust so zu minimieren, dass eine rationale Reaktion und ein Gegenangriff stattfinden können.
Ringen bietet wiederum Prinzipien der Arbeit mit dem Schwerpunkt des Gegenübers. Anheben und Niederdrücken, Ziehen und Schieben, passieren auch im gerüsteten Kampf, und Elemente des Ringens sind in bewaffneten wie unbewaffneten Auseinandersetzungen unvermeidlich. Wieder möchte ich einen Weg vorschlagen, vom Ringen ohne Waffen zum Einsatz von Techniken, aber vor allem von Prinzipien von Distanz und Bewegung des Ringens übertragen auf den Kampf mit kurzen Waffen und dem Schild.
Ich würde also gern mit Euch erstmal ein wenig Boxen und Ringen. Dazu können wir Boxhandschuhe, Bandagen und Zahnschutz gebrauchen. Wer hat – wunderbar, aber ich werde auch noch einige mitbringen. Daraus würde ich gern überleiten zum bewaffneten Kampf, wobei ich dafür Coldsteel Messer Simulatoren und Rundschilde benutze. Dabei frage ich mich gern, ob nach Speer und Schild, nicht Sax und Schild, die weitaus häufigere Kombination gewesen ist als Schwert und Schild.
Kurz wären die Kapitel also:
-Auswirkungen von geführtem Boxsparring auf das Distanzgefühl.
-Nah am Gegenüber arbeiten. Treffer erarbeiten durch Distanzgefühl und Beinarbeit.
-Ringen aber keine Hand frei?
-Die zu frühe Deckung wird umgangen. Üben der späten, entschlossenen Reaktion mit dem Dolch.
-Die Mittellinie dominieren mit Schild und Dolch.
Es geht mir dabei, um Aha-Effekte und darum ein für mich repräsentatives Angebot an Themen und Herangehensweisen zu machen, weniger darum alle Burpees und Liegestütz der Welt zu machen und zu beschließen, dass wir alle ganz schön hart sind. Die Einheit soll also eher Werkstatt-Charakter haben, es ist sehr viel, die Köpfe werden rauchen, auch ohne, dass wir versuchen, drei Stunden lang das Tempo einer anderthalb Stunden Session durchzuhalten.
Ich freue mich sehr auf Euch, sehr darauf Eure Gladiatur zu erleben und zu schauen, ob eine Schnittmenge mit meinem Angebot besteht.
Liebe Grüße
Adam